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Vertreter von TransnetBW (v.l.) und Vorstandsmitglieder der Freien Wähler Waghäusel (v.R. Anja Blaschke, Birgit Freidel, Martin Schuppler)

Information wirkt gegen Unsicherheit

Am Mittwochabend den 20.05.2015 hatten die Freien Wähler Waghäusel (FWW) zu einem offenen Informationsaustausch zum Thema Konverterstandort mit Vertretern der TransnetBW GmbH eingeladen. Erfreulicherweise waren dieser Einladung einige interessierte Bürgerinnen und Bürger gefolgt, so dass der Vorsitzende der Freien Wähler, Martin Schuppler, im Saal des Gasthauses „Zum Reichsadler“ eine spannende und aufschlussreiche Diskussion leiten durfte.

Vertreter von TransnetBW (v.l.) und Vorstandsmitglieder der Freien Wähler Waghäusel (v.R. Anja Blaschke, Birgit Freidel, Martin Schuppler)
Vertreter von TransnetBW (v.l.)
und Vorstandsmitglieder der Freien Wähler Waghäusel
(v.R. Anja Blaschke, Birgit Freidel, Martin Schuppler)
Gleich zu Beginn wurde von Fr. Dehmer von der TransnetBW GmbH das Projekt „Ultranet“ vorgestellt, das aufgrund des Ziels der Bundesregierung entstanden ist, zukünftig 80% des elektrischen Stroms mit erneuerbaren Energien abzudecken.
Um eine unterbrechungsfreie Stromversorgung zu erreichen, muss z.B. nachts die Windkraft im Norden, den Bedarf im Süden decken, der nicht durch Solarenergie erzeugt werden kann. Ein geeignete Übertragungstechnologie ist hierbei Hochspannung-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ). Um den Hochspannungsgleichstrom wieder in Wechselstrom zu wandeln benötigt man einen Konverter. Um dessen Standort rankt sich nun in den letzten Wochen und Monaten in Waghäusel, Rheinhausen und Pilippsburg eine rege Debatte.
Dass Informationsbedarf in der Bevölkerung zu diesem Thema besteht, zeigte sich auch schnell an den gestellten Fragen: Welche gesundheitlichen Risiken gibt es ? Wie hoch ist die Lärmbelastung ? Welche Gefahren bestehen ? Herr Mader (PL), Herr Weber(Design und Bau) und Herr Eberhard(Immision, Geräusche) von TransnetBW konnten diese Fragen freundlich und kompetent beantworten, wodurch viele Unsicherheiten unter den Anwesenden beseitigt wurden.
Nach 2-3 Stunden endete die Sitzung mit dem Dank von Martin Schuppler an die Vertreter von TransnetBW für die informative Diskussion, die insbesondere durch die anwesenden Bürgerinnen und Bürger und deren Fragen entstehen konnte.
Jörg Bottler

 
Nachfolgend das von Anja Blaschke dankenswerterweise erstellte Gedächtnisprotokoll zu Fragen und Antworten (kein Anspruch auf Vollständigkeit oder sachliche Richtigkeit) 

Frage: Gibt es schon Konverter dieser Größe?
Ja, der Konverter in Dörpen bei Papenburg (welcher für Dollwin eins und zwei zuständig ist) ist vergleichbar.
Dieser besteht aus drei Anlagenteilen, wobei eins in Betrieb, das zweite im Sommer in Betriebgeht und das Dritte im Rohbau ist.
Dieser Konverter hat eine Fläche von 30 Hektar.
Pro Windpark in der Nordsee benötigt man einen Konverter mit ca 700 MW.

Frage: Kann man dort eine Besichtigung machen?
Dem Gemeinderat  wurde eine Besichtigung mit ca. 30 Personen angeboten, wobei  im laufenden Betrieb igentlich keine Besichtigungen vorgesehen sind.
Die Hoheit über den Konverter hat Henet ?..bei Dörpen.

Frage: Wie weit ist dort die Entfernung zur nächsten Wohnbebauung?

Ca. 400 bis 600 m.

Frage: Wie kommt man zu den benötigten Strommengen ?
Alle drei Jahre wird ein Netzentwicklungsplan  erarbeitet, in den eine Menge Daten einfließen,z.B. der tägliche bzw. stündliche Lastfluss im Netz, bei starkem Wind müssen alle Kraftwerke im Süden (auch Österreich und Schweiz) hochgefahren werden um entgegenzuwirken und somit zu große  Netzschwankungen zu vermeiden.

Frage: Was für Bemessungsgrundlagen gibt es ?
Ähnliche wie beim Konverter in Dörpen. Genaueres kann man vom Hersteller erfragen.

Frage: Wie viel Dezibel erwartet man von der Kühlleistung ?
Laut Gesetz darf ein Wohngebiet nachts nicht mit mehr als 35 Dezibel belastet werden.
Und diese Vorgaben muss die Firma, die mit dem Bau beauftragt wird, erfüllen.

Frage: Werden die 1,3 km Mindestabstand eingehalten?.
Es gibt in Baden Württemberg kein gesetzlichen Mindestabstand, sondern eine Definition
über die Geräuschbelastung.
Selbstvorgabe sind für uns 500 m – die sinnvoll erscheinen.
Wir beachten alle vom Land gegebenen Vorgaben wie Geräusche, elektromagnetische Felder,
Naturschutz, Wasserschutz, Umweltschutz usw.

Frage: Gibt es einen gleichgroßen oder größeren Konverter?
Ja in China gibt es einen mit 8000 MB.

Frage: Was passiert, wenn Wechselstrom und Gleichstrom auf einem Mast transportiert
wird, Gesundheitliche Gefahren?
Die Erde selbst hat ein magnetisches Gleichfeld, deshalb ist diese Kombination schon seit in
Inbetriebnahme der ersten Leitung da.
Hierzu gibt es auch keine Studien, da zu einer Studie immer eine belastete Gruppe und
eine unbelastet Gruppe zum Vergleich benötigt wird, dies aber auf der Erde nicht möglich ist.
Man spricht hier über eine Größe von ca. 10 bis 15 Mikro Tesla.
Bei ca.10.000 Mikro Tesla kommt es zu einer Nervenreizung, aber nur bei Wechselstrom.
Grenzwert WHO 400 Mikro Tesla.
Die Frequenz bedeutet, Schwingungen/sec. beträgt bei Gleichstrom  0 und 50

Frage: Was sind Hybrid Leitungen?
Diese Leitungen werden benötigt, da Gleichstrom und Wechselstrom auf einem Mast,
also nahe beieinander transportiert werden. Um den Korona Effekt klein zu halten, also ein durchschlagen bei hoher Spannung über die Luft, welche isoliert, zu vermeiden.
Gleichstrom benötigt 380 KW.

Frage: Welche Gesundheitlichen Risiken gibt es ?
Elektromagnetische Felder. Hier müssen aber die Grenzwerte eingehalten werden, somit
kein Risiko.
Geräusche, auch hier müssen die Grenzwerte eingehalten werden, somit kein Risiko.

Die Mitarbeiter unterliegen den BGV-Vorschriften.
All dies ist über den Immissionsschutz vorgegeben und muss eingehalten werden.
Die Kontrolle der Immissionsschutzwerte wird bei Volllastbetrieb abgenommen.
Diese Werte ändern sich während des Betriebs nicht.
Weitere Risiken wie bei jedem Trafo, Öl, Kühlmittel, Treibstoff siehe Notstromaggregate.
All die dazu notwendigen Schutzeinrichtungen wie Auffangwannen usw. sind gesetzlich vorgegeben.

Frage: Wer macht die Abnahme ?
Die Abnahme wie Dichtungskontrolle, Druckprüfung usw. macht je nach Zuständigkeit
das LUBW oder das Landratsamt.

Frage: Benötigen die Gemeineden im Katastrophenfall eine besondere Ausstattung ?
Im Rahmen des Genehmigungsverfahrens werden die Brandschutzmaßnahmen geprüft.
Der zuständige Brandschutzmeister kontrolliert und gibt eventuell noch Auflagen zum
nachbessern, dann erst erfolgt eine Genehmigung.
Beim Brandfall ist eine entsprechend große Auffangwanne vorgesehen.
Die Betriebsmittel werden auch weiterhin ständig überwacht.
Z.B. Temperatur, Druck, elektr. Komponenten. Bei Differenzen erfolgt die Abschaltung.

Frage: Wir sprechen die ganze Zeit von der Verbindung Osterath nach Philippsburg.
Wann soll die Anbindung Osterath, Emden durchgeführt werden?
Das Projekt Osterath, Emden wird von der Partner Firma Amprion GmbH geplant und
soll 2020/23 fertiggestellt sein.

Frage: Haben Sie mit Widerstand gerechnet?
Ja wir haben schon viel früher mit Widerstand aus der Bevölkerung gerechnet.

Frage: Warum baut man den Konverter nicht auf dem Gelände des Munitionsdepot in
Kirrlach?
Dieses Gelände hat Auflagen, die einen Bau dort derzeit nicht möglich machen, liegt zur
Prüfung in Bonn. Eine Stichleitung vom Munitionsdepot nach Philippsburg wäre möglich.

Frage: Wieviele Konverter sind in Deutschland aktuell vorgesehen?
Für die Nord- Süd Verbindung werden 9 Konverter benötigt.
Hierbei spricht man von 3000 km Netzausbau. Um die gleiche Menge Wechselstrom zu
transportieren benötigt man 10000 km Netz.

Frage: Wird ein Konverter Flugzeugabsturz sicher gebaut, da er ein Angriffspunkt wäre
und die Stromversorgung in Deutschland bei einem Anschlag erheblich gefährdet  ist?
Nein, dann muss jede Verteilerstation und jeder Mast gesichert werden, das ist unmöglich.
Man darf ein Konverter nicht mit einem Kernkraftwerk vergleichen (bei welchem akute
Gefahr für die Bevölkerung besteht).

Frage: Stehen schon Verbindungsmasten Emden, Osterath?
Nein.

Frage: Gibt es im geplanten Abschnitt Ma-Waldhof nach Philippsburg Widerstand?
Es wurde bis jetzt noch keine Bürgerstellungsnahmen abgegeben.